Wahlberliner Figub Brazlevič, unter anderem für diverse Produktionen und Remixe für SSIO und Schwesta Ewa verantwortlich, hat sich mit einem Drittel von seiner Crew „Man Of Boom“, dem Londoner Rapper Teknikal Development, zusammengetan. Wir haben in das neue Album „Everyday Headnod“, letzten Freitag erschienen ist, einmal hineingehört. Hier unsere Eindrücke:
Intro
In den USA sind Produzenten große Stars. Da fallen Namen wie Timbaland, Dr. Dre oder Swizz Beatz , die oft bekannter sind als die Rapper, mit denen sie arbeiten. Deutschland bietet das perfekte Gegenteil, hier werden Produzenten seit Jahren an vielen Stellen vernachlässigt, obwohl ihnen ein großer Anteil am Erfolg der Alben zukommt. Doch man versteht auch die Kritiker die sagen „ganz so wie in den USA ist es nicht!“ Denkt man an die Golden Era, denkt man an DJ Premier und J Dilla. Was wäre die Parallele dazu in Deutschland? Figub Brazlevič!
Review
Der Pressetext sagte, dass sie es zurück zum Anfang, noch bevor dem Boom, bringen wollen. Ob mit Boom, der Boom Bap oder der allgemeine Hip Hop Boom gemeint ist, kann nicht eindeutig gesagt werden. Fakt ist, „Everyday Headnod“ ist smooth as fuck! Alles flowt, kracht, knackt und drumbreakt an der richtigen Stelle. So richtig, dass es Pete Rock und Showbiz nicht hätten besser machen können. Da werden wilde Scratches um die Ohren gehauen und haufenweise Drumbreaks ausgepackt, die bei jedem in die Jahre gekommenen B-Boy in seinem Adidas-Trainingsanzug für Nackensteife sorgt. Dazu gesellt sich Tek’s Mix aus psychisch abstrakten Gedanken und verschlüsselt sprachlichen Bildern, dessen Darbietung an machen Ecken und Enden etwas von Poetry Slam hat. Trotzdem wird das Album wohl in erster Linie nicht aufgrund der rap-technischen Leistungen gekauft, sondern vor allem wegen der Beats. Und genau da beißt sich die Katze selbst in den Schwanz.
Zwar hat Figub Brazlevič einen wie gewohnt qualitativ herausstechendes Klangbild zur Stimme des Rappers konstruiert, sodass es zwar für jeden Die-Hard Oldschool Fan ein wirklich fesselndes Stück Musik darstellt, aber insgesamt bildet es trotzdem „nur“ ein Nischen-Produkt. Etwas härter ausgedrückt: Ein High-End BoomBap Beat für eine Ode an Hip Hop, nur problematisch, dass er diesen Beat gleich fünfzehn Mal gebaut hat bzw. vielleicht bauen musste und Teknical Development gefühlt fünfzehn Mal denselben Track darauf gerappt hat. Skippt man in jede Anspielstation hinein, stellt man fest: Alles klingt gleich. Es präsentiert sich dem Hörer ein scheinbar monotones Klangbild und es beweist einfach, dass das Konzept nicht auf Albumlänge funktioniert: Könnte man denken. „Everyday Headnod“ funktioniert als ein Ganzes und ist in unserer modernen Gesellschaft, deren Stress uns krank und alt macht, wohl für viele Alltagssituationen zu tiefenentspannt. Der Fakt, dass man keinen Song hervorheben kann, der wirklich heraussticht, weil alles zu ähnlich klingt, wird hier durch die Tatsache, dass man quasi jeden Song hervorheben könnte, der das ganze Album zu 100 % repräsentiert, aufgewogen.
Fazit
Für Personen, die für die regelmäßige Erklimmung der Hitparaden von Y-Titty, LionT und Die Lochies verantwortlich sind, heißt es: Finger weg! Alle 90er-Eastcoast-Fetischisten sollten hier hingegen umgehend zuschlagen!
Top 3: Till The Beat Won’t Stop, The Afterlife feat. Rob Really & Bad FX, Alone At The Broken Home