Im Modus im buntscheckigen Talk über Alles – nur nicht über Deutschrap

Eine knallbunte Synthese aus frohsinnigen Huppi-Fluppi Electro-Rock‘n‘Roll, opalisierenden Beleuchtungs-Effekten und zwei quietschgelbe Gummiboote, welche durch die beeumelte Crowd hin und her gereicht werden – Das sind Im Modus. Eine Potsdamer Elektro-Pop Band, welche im vergangenen Dezember ihr Debütalbum „Endlich Montag“ raushaute.

Zugegeben: Elektro-Krams ist nicht so ganz meine Richtung. Nachdem ein Freund mir einige Aufnahmen von der Record Release Party von Im Modus  im Casino FHP, Potsdam, zeigte, unternahm ich den wahnwitzigen Versuch meine kunterbunt-konfusen Eindrücke im Nachgang zu sortieren – nämlich in dem ich der buntscheckigen Scheibe „Endlich Montag“ wiederholt lauschte.

Roy kann zaubern. Dübbdübb. Geiler Boy Alarm. Dübbidübb. Sieben Runden Terror. Dumdidumdübbdübb. 

Im Modus knutschen heimlich mit euren Müttern zu Electro-Trash

Spätestens nach dem vierten Track „Jim Osterberg goes Shopping„, eine Coverversion von Iggy Pop´s „The Passenger„, habe ich insgeheim für mich beschlossen, dass ich mir diese farbenfrohe Formation im Zuge meines nächsten trübsinnigen, Wein-trunkenen Samstagabends in meine schnuckelige Stube herbeiwünschen werde. Weil Im Modus schlichtweg Spaß machen. „Im Modus sind wie ein überdrehtes Nintendo – Spiel, bei dem man immer gewinnt, egal was man tut“.

 

Fluffig-melodiöse Keyboard-Klänge, irgendwas mit einem sich zu „Where is my Mind?“ räkelnden Pikachu und immer wieder grelle Blinklichter. Leuchtende Heiterkeit reflektiert sich auch in den Besucherzahlen der Live Auftritte von Im Modus. Trotz einer recht bescheidenen medialen Präsenz, beispielsweise eine vermeintlich poppelige Followerzahl auf Instagram, finden die Gigs dieser vier Herrschaften stets in allfarbendlich erleuchteten, ausverkauften Häusern statt. Ja, Regenbogenfarben in allen schier undenkbaren Observanzen spielen eine bedeutende Rolle bei Im Modus – nur so für den Fall, dass ich dem noch nicht ausreichend Ausdruck verliehen habe.

Man nehme portionsweise das Soundbild von Frittenbude zusammengeschüttet mit einem zwar erschwinglicherem; aber nicht minder effektvolleren oder bekloppteren Bühnenarrangement als das von Deichkind. Vermengt mit den Spirit von Mutabor zu meiner Oberstufen-Zeit Anfang der 2000-er und … Ach, meine Umschreibungen werden diesem melodiös-krachendem und farbenprächtigem Wahnsinn eh nicht gerecht, aber: Gaaaaar kein Problem, denn Im Modus können zaubern… Und blinken. Und meine Fragen beantworten.

Wir sind Im Modus

Zunächst mal vorab: macht ihr da eigentlich?

Wir machen ästhetische Aktionsmusik mit einer subtil-padagögischen Prädikation. Oder wie der Potsdamer Tagesspiegel schreibt: „Die Bühne blinkt, vier Typen in Einhornkostümen und neonfarbenen Stirnbändern hämmern Electro-Beats aus ihren Keyboards und Laptops und der ganze Saal skandiert euphorisch: ‚Wo geht’s denn hier nach Hogwarts?’“

Ich habe es versucht,  bin aber kläglich gescheitert – mit welchen fünf Attributen würdet ihr das Projekt “Im Modus” umschreiben?

Liebevoll, streng, wegweisend, zärtlich brutal, evolutionär, unterbewertet sexy, niedlich

Lasst ihr die Bezeichnung “Electro-Pop” als Kategorisierung gelten? Falls nicht – macht mal selbst:

Immer dieses Kategorisierungsbedürfnis. Wie wäre es mit der Kategorie: “Sollte-man-unbedingt-live-sehen-um-zu-begreifen-wie-geil-die-sind” oder “Im-Modus-knutschen-heimlich-mit-euren-Müttern-zu-Electro-Trash”?

Seit wann gibt es “Im Modus”?

Im Modus gibt es seit 2015.

„Endlich Montag“ – Anregungen aus dem Pornhub-Chatforum und ZDF Morgenmagazin

Euer Album “Endlich Montag” wurde vor knapp einem Monat released. Was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Mööp! Zumal es an einem Freitag released wurde…

Man kann euch nix vormachen. Mit der Entscheidung, unser Album an einem Freitag zu releasen, ist uns natürlich ein fataler Lapsus unterlaufen. Selbstverständlich hätte es ein Mittwoch sein müssen.

Zu welchem Anlass sollte man, euer Meinung nach, unbedingt in dem Album reinhören?

Frontmann #1: Ich stelle mir oft vor, ich wäre Investmentbanker und würde mit Geld, welches mir nicht gehört, in Dinge investieren, die noch gar nicht existieren. Nehmen wir rein hypothetisch an, da könnten unter Umständen mal Kleinigkeiten schief gehen und alle meine Gläubiger verlieren ihr hart verdientes Geld. Wenn ich ihnen das, dann in eine sehr nette und aufmunternde E-Mail mitteile, würde sich automatisch, im Anhang, unser Album öffnen. Der perfekte Moment.

Frontmann #2: Entweder zum Vorglühen oder zum Party machen. Beim Vorspiel kommt “Hogwarts” am besten.

Klamauk mal kurz beiseite – ich finde die Single “Roy kann zaubern” beinahe etwas nuanciert… Ist Roy vielleicht doch eher so ein kleiner, imaginärer und wundersamer Alltagsheld?

Kleiner, imaginärer, wundersamer Alltagsheld??!!?? Also das würde ich an deiner Stelle nicht schreiben, wenn er das liest, gibt’s ‘ne Faust aus dem Off, macht er gerne. 

Woher nehmt ihr eure Song-Ideen / Wie entstehen Songs bei euch?

Die Frage hat schonmal jemand gestellt. Wir zitieren mal:

Bevor ein Song es auf die Bühne schafft, durchläuft er ein gewisses Prozedere: „Am Anfang steht nur das Thema. Wir sammeln dann alle zusammen Eindrücke, Gedanken und Gefühle, die uns dazu einfallen. Wir haben dafür eine kleine blecherne Kaffeedose, welche wir nur unser Ideenschloss nennen. Danach wird alles auf die eigentliche kreative Essenz runtergebrochen und dann fangen wir an, die Töne oder Beats zu komponieren.“ Doch so richtig fertig ist der Song erst, wenn er auf der Bühne performt wird: „Wenn man ihn mit einem Publikum teilt, wenn man dessen Reaktion spürt und es hoffentlich berührt oder zum Nachdenken anregt“.

In letzter Zeit sind wir noch dazu übergegangen uns Anregungen im Chatforum bei Pornhub oder im ZDF Morgenmagazin zu holen.

Auf der Deluxe Edition sind auch mehrere Remixe von Rypzylon vertreten, der unter anderem als DJ für die Rapperin Pilz tätig ist. Wie seid ihr aufeinander gestoßen?

Das ist eine sehr private und intime Angelegenheit, mit der wir erst später an die Öffentlichkeit gehen werden. Wenn es halt gar nicht mehr anders geht.

Hört ihr privat auch Deutschrap?

Nein. Sollten wir?

Robert:  Ich habe aber mal in einer Deutsch-Rap Band gespielt –  Zound Zero.  Textprobe und Beschreibung in einem: “Ich bin so Oldschool, dass alle mich vergessen, so Underground, nicht mal ich kenn` meinen Namen.” Aber auch zu der Zeit habe ich den Kram nicht gehört.

Könntet ihr euch auch mal vorstellen ein Feature mit irgendeinem Künstler aufzunehmen? Wer wäre da euer “Wunschkandidat”?

Über ein echtes Feature haben wir nicht nachgedacht. Sowas ergibt sich ja, wenn man sich trifft und mag. Wir wären aber schon interessiert, wie es klingen würde, wenn beispielsweise The White Stripes, Wolfmother, Karl Lagerfeld oder Die Ärzte unsere Songs covern würden. Erlauben würden wir das.

Livegigs: Keine Angst vor billigen Effekten mit unnützem Aufwand

Wie erklärt ihr euch – heutzutage muss man es beinahe als solches bezeichnen – dieses Phänomen, dass ihr zwar keine allzu weitreichende mediale Präsenz habt, aber die Locations bei euren Gigs stets rappelvoll sind?

Wir sind live der absolute Hammer und das Internet bzw. “Reichweite” ist nicht live. Nach unseren Konzerten ist zudem die eine Hälfte des Publikums zu betrunken um uns danach im Internet zu liken. Die andere Hälfte hat hemmungslosen Sex und auch keine Zeit für Social Media. Und wir selbst sind zu alt, um uns darum zu kümmern.

Wie  kommt man eigentlich auf die sensationelle Idee zwei Gummiboote im Zuge eines Gigs durch die Menge gurken zu lassen?

Purer Größenwahn. Und das “Im-Modus-Motto”: Keine Angst vor billigen Effekten, die mit unnützem Aufwand verbunden sind.

Gab es mal irgendeinen bekloppten Bühnen-Move, den ihr bei anderen Act gesehen habt und wo ihr dachtet “Ok. Wow“!?

Hagen Rether erläutert präzise, den Mund voll mit Banane, die Absurditäten unserer Gesellschaft, bester Bühnenmove ever … Es kommt auf die Details an.

Hattet ihr schon mal eine Idee für eine Bühnenshow, welche ihr aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten verwerfen musstet und bedauerlicherweise nie umsetzen können werdet? 

Wer sich beim ausüben seiner Kunst von physikalischen Gesetzmäßigkeiten behindern lässt, hat in dem Business nix verloren. Bei unserem nächsten Gig werden wir ein winziges Shetland Pony schweben lassen, welches dann in einer elliptischen Bahn, um den Gedanken kreist, ob man nur mit Hammer und Meißel ein Quadrat zu einem Dreieck transmutieren kann.

Neulich sah ich einen Post auf Instagram, der scheinbar neue Tonstudio-Arbeiten anteasert: Gibt´s da schon etwas Erwähnenswertes zu berichten, werte Herren?

Wir arbeiten derzeit an einer Konzept-EP “Action-Film-Stars” und werden demnächst unsere beiden neuesten Hits “Wir sind Im Modus und Ihr wärt gern wie wir” sowie “Can’t we just fuck and listen to Im Modus” aufnehmen.

Ein Weidenkorb mit Pomelos im Backstage als Zukunftsvision 

Wie kann man sich denn so einen Studio-Alltag bei euch vorstellen?

Da wir kein Studio haben, haben wir keinen Studio-Alltag. Aber wir integrieren das Studio in unseren Alltag. Wir nehmen überall da auf, wo wir sicher sein können, dass danach Profis die Nase ob der Bedingungen rümpfen können. In verhallten Kellern, im Garten an der Bundesstraße, neben einer laufende Waschmaschine in der Küche. Im Hintergrund guckt ein Kind “Bibi und Tina” –  das andere schreit, weil es keine Bouletten zum Abendbrot möchte. Die Nachbarn haben Sex, der Teil der Band, der nix zu tun hat, trinkt Bier. Nebenan probt eine schlechte Metal-Band. Das alles ist – nur für das Unterbewusstsein hörbar – in den Aufnahmen drinne.

Für die Credibility haben wir zu Hause im Keller noch eine analoge 16-Spur-Bandmaschine rumstehen und besitzen einen Gitarrenverstärker, der Dieter “Maschine” Birr von den Puhdys gehörte. Wir sammeln wie verrückt Spuren, Beats, Stimmen. Da wir alles von vorne bis hinten selbst machen, nehmen wir uns dann sehr, sehr viel Zeit, das alle zusammenzubasteln und zu mischen. Und irgendwann ist es fertig oder wird weggeworfen.

Welche Rolle nimmt die Band „Im Modus” in eurem Alltag ein? Trefft ihr euch klassisch jeweils dienstags für drei Stunden und dallert dann etwas rum?

Im Modus ist ein Full-Time-Job. Einmal drinne, kommste nicht mehr raus.

Segmentieren, möchte ich euch nur ungerne, aber “Im Modus” wirkt beinahe wie eine gediegen-vergnügliche “Studentenband”. Welche Visionen habt ihr für dieses Band?

“Gediegen” und “Studentenband” hören wir das erste Mal. Das ist aber sehr schön. Bei der nächsten Diskussion, die uns von Studentenbands oder soziokulturellen Plenums ob unserer Texte ans Knie genagelt wird, werden wir das zitieren. Zur Vision: Wir würden gerne sehr, sehr reich werden. Und zumindest so berühmt, dass im Backstage immer ein Weidenkorb mit frischen Pomelos vorhanden ist. Außerdem möchten wir deutschlandweit Bandwettbewerbe und Getränkebons für Künstler verbieten.

Seid ihr nebenher noch bei anderen musikalischen Projekten beteiligt?

Ben spielt noch in der Stoner-Rock-Band “The Black Dots”. Ansonsten haben wir einen Unplugged-Ableger und arbeiten an einem zweiten Programm nur mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Flanellhemden.

… Titanic, Kräuterlikör und Jacken mit Schrift

Ob nun “Geiler Boy Alarm” oder  “Jacke mit Schrift” – Ihr werbt ja selbst damit – einige eurer Songtitel sind durchaus prädestiniert, um als Prints für T-Shirts o.Ä. zu fungieren. Handelt es sich dabei wirklich nicht um eine Marketing-Strategie?

Wenn wir es nur auf Vermarktung anlegen würden, müssten wir uns ja nicht die Arbeit machen, daraus noch ganze Songs zu bauen. Das ist ganz schön stressig. Nein, das ist keine Strategie. Wir gehen davon aus, dass das Publikum sich davon selbst T-Shirts macht. Das klappt teilweise auch schon ganz gut. Siehe:

Welches wäre der wohl widerwärtigste T-Shirt – Schriftzug, den ihr euch denken könnt?

“Westminster 1948” und dahinter eine verwaschene Grafik eines Schiffsruders oder eines Kompasses.

Die Frage aller Fragen: Hufflepuff, Slytherin, Ravenclaw oder Gryffindor?

Also Hufflepuff sind ja die Looser, denen immer das Pausenbrot auf dem Schulhof geklaut wird, Ravenclaw sind die Streber, Gryffindor die pseudo-coolen Herokids und Slytherin die aus den fragwürdig-rassistischen Oberschicht-Haushalten. Ich denke, wir sind eher die weirde Wahrsagerin (Sybill Trelawney), die gerne mal etwas zuviel Kräuterlikör nascht.

Könnte man euch auch für einen Gig in einem schnuckeligen Café mit güldenen Kronleuchtern an der Wanddecke, “Oma`s gedeckten Apfelkuchen” und gestreifter Fleece-Tapete buchen, oder widerstrebt euch das von Vornherein?

Unbedingt! Das entspricht zu 100% unserer Mission. Clubs kann jeder.

Ihr erhaltet die Möglichkeit einen Film ausschließlich mit Musik von “Im Modus” neu zu vertonen: welchen würdet ihr euch da aussuchen? 

Stirb Langsam, Terminator 1, Derrick, The Fast & The Furious und Titanic

Welche Interviewfrage wolltet ihr gerne schon immer mal gestellt bekommen?

Gibst du die dann an deine nächsten Interview-Partner weiter? Eventuell sogar an einen Deutsch-Rapper? Dann: Wie ist euer Verhältnis zu Reptiloiden? Oder: Welche Pflegelotion bevorzugt ihr bei Mischhaut? Wir sind an Antworten interessiert 🙂 

Gaaaaar kein Problem, denn der RapBlokk kann zaubern… und holte kurzerhand Marz aus dem hochgeschätzten „wirscheissengold“ Kader, sowie den selbsternannten „türkischen Dendemann“ Kex Kuhl mit in das schillernde Talk-Boot. Aus der Reihe: Im Modus fragen – Kex Kuhl und Marz antworten. Mehr dazu findet ihr auf unserem Instagram Kanal.