Beatmaker & Produzent Torky Tork hat letzten Freitag sein erstes Produzenten-Tape veröffentlicht. Auf „AKA DER COACH“ vereinigt er siebzehn Rapper & Sänger auf zehn Tracks. Heraus kommt die ein oder andere großartige Feature-Kombination, die man so eher nicht erwartet hätte. Mit dabei sind u.a. Nico K.I.Z, Döll, Longus Mongus, Eloquent, Lugatti und Wandl. Musikalisch vielfältig und doch mit klarer und verbindender Handschrift vom Strippenzieher, der sich sein All-Star-Team zusammengesucht hat. Wir sprachen mit Torky Tork im Interview über die Entstehung vom Tape, das Leben zwischen Berlin & Amsterdam und über die Liebe zu seiner Arbeit.
Du bist aus Berlin, wohnst mittlerweile aber auch in Amsterdam?
Genau, also ich wohne jetzt seit zwei Jahren in Amsterdam mit meiner Familie. Ich bin aber auch noch oft hier in Berlin. Ich arbeite hier viel und teile mir auch noch ein Studio. Ich mache in Berlin meistens die Sessions mit den verschiedenen Künstlern, entwerfe hier die ganzen Skizzen und Demos. Das Mischen und die Feinheiten mache ich dann gerne in Amsterdam. Mittlerweile kommen auch immer öfter Künstler dorthin für Sessions, gefühlt ist jede Woche jemand da.
Ist das nicht ganz schön anstrengend so oft hin und her zu pendeln?
Ich habe mich total daran gewöhnt und finde das auch voll gut. Ich habe eigentlich immer davon geträumt, dass ich an verschiedenen Orten zuhause sein kann. Am letzten Tag wird es manchmal echt emotional, weil ich dann gar nicht aus Amsterdam weg will. Und am nächsten Tag bin ich in Berlin und dann ist das wieder völlig vergessen. Und genauso geht es mir auf dem Rückweg andersherum. Das hat am Anfang auf jeden Fall ein bisschen gebraucht. Es ist super anstrengend, aber ich liebe das.
Fühlst du dich denn zur Berliner Musikszene weiterhin connected?
Voll, ich bin ja erst zwei Jahre drüben. Und so schnell verliert man das auch nicht. Ich bin hier in Berlin immer mit meinen Leuten am Start. Ein paar Kontakte habe ich in Amsterdam aber schon auch geknüpft. Das Studio, das ich da manchmal nutze, ist in einem großen Komplex und da komm ich auch in Kontakt mit holländischen Künstlern. Die sind auch alle super krass. Also ich habe da vereinzelt mit Leuten schon was gemacht. Für mich muss das aber alles immer ganz organisch passieren: Man ist zufällig mit jemandem in einem Raum und da entsteht dann gemeinsam etwas. Wenn man das zu sehr forciert, wird das meistens sowieso uncool.
Gute Überleitung – du arbeitest ja allgemein lieber mit Menschen in einem Raum oder?
Ja, also ich verschicke auch mal was. Aber ich finde es viel besser mit den Leuten im Studio zu sein und zu arbeiten. Und direkt darauf eingehen zu können, was einem als Input gegeben wird oder wie der Vibe so ist. Ich finde es gibt fast nichts Besseres, als zusammen Musik zu machen. Wenn man gemeinsam etwas kreiert, das ist irgendwie etwas Heiliges. Für mich war die Sache an sich auch immer schon viel wichtiger, als es am Ende anderen Leuten zu zeigen.
Also dir geht es mehr um den Prozess?
Ja, das ist wie eine Zeremonie. Es gibt Sessions, da hört man den Song dann noch dreißig Mal hinterher. Stundenlang. Und dann geht man irgendwann aus dem Studio und feiert diesen Prozess. Das hat etwas Zeremonielles für mich. Und wenn das dann am Ende bei ganz anderen Leuten, die das Hören, auch noch gut ankommt und etwas Positives hervorruft, dann ist das eine runde Sache.
Du machst ja schon eine ganze Weile Musik – cool, dass da deine Begeisterung für diese Momente scheinbar gar nicht abnimmt.
Ja, ich weiß nicht, warum das nicht abnimmt. Das ist einfach das, was ich gerne mache. Vielleicht ist das etwas Kindliches. Ich sehe das auch bei meinem Sohn. Der spielt teilweise stundenlang, ist da in seiner Fantasiewelt oder malt ganz viel. Und bringt seine eigene Vorstellungskraft zu Papier. Ich war früher auch so, mein Vater ebenso. Wir müssen scheinbar immer was kreieren. Das hört auch nicht auf. Und selbst, wenn irgendwann keiner mehr zuhört, würde ich das trotzdem weiter machen.
Du hast ja einen sehr krassen Output an Releases. Ich höre da aber heraus, dass deine Produktivität nichts mit großartigem Druck von außen zu tun hat, sondern eher aus dir selbst kommt?
Ja, also ich mach es nicht aus finanziellem Druck. Das Getriebensein ist was anderes. Ich liebe das, was ich mache einfach und bin voll das Arbeitstier. Ich bin immer nur im Studio, arbeite die ganze Zeit und bin fleißig. Das ist das Einzige, was ich über mich sagen kann – ich bin wirklich fleißig. Und es ist in letzter Zeit auch so, dass ich alles ein bisschen besser organisiere und konkreter die Sachen zu Ende bringe. Und irgendwann hast du dann eben den Schrank voll mit Platten und ganz viele Releases gemacht. Dann ist das einfach ganz normal.
Und jetzt eine weitere Platte im Regal – wie kam es zu „AKA DER COACH“? Das ist ja dein erstes Produzenten-Tape.
Entstanden ist die ganze Sache eigentlich nur, weil Suff Daddy zu mir gesagt hat: „Du machst immer nur für andere Leute Mucke, du bist auf tausenden Alben vertreten. Aber warum machst du nicht mal dein eigenes Ding?“ Und ich hatte schon länger die Idee Tracks, die sich auf meiner Festplatte angesammelt haben und nicht auf irgendwelchen Alben gelandet sind, auszuwählen und rauszubringen. Also sowas wie Lost Tapes, mit Songs die ich selbst geil finde. Als ich dann anfing, war recht schnell klar, dass es nicht nur bei gesammelten Tracks bleibt. Sondern dann habe ich dafür auch noch Sachen neu produziert und neu aufgenommen. Und dann wurde das alles immer komplizierter und größer. Es sind ja siebzehn Rapper & Sänger beteiligt, die alle auch eigene Vorstellungen hatten. Das war teilweise auch ein ganz schöner Kampf (lacht). Also da steckt schon viel Arbeit drin.
Es ist ja ein Tape und kein Produzentenalbum?
Ja, Tape – und nicht „das Produzenten-Album“, weil ich mir da selber und der ganzen Sache ein bisschen den Druck rausnehmen wollte. Mein Gedanke war: Ich mach einfach ein Tape, das muss gar nicht so viel können. Wenn der Vibe stimmt und die Leute cool sind, reicht das. Da müssen jetzt nicht nur die krassesten Songs drauf sein, das war gar nicht das Ziel. Da dürfen auch Songs drauf sein, die es vielleicht gar nicht auf ein Album geschafft hätten.
Es sind ja einige Artists drauf, mit denen du schon viel gearbeitet hast: Doz9, Döll, Wandl, Eloquent, … Macht das einen Unterschied für dich? Ob du mit Leuten Musik machst, die du gut kennst?
Da mache ich mir glaub ich gar nicht so viele Gedanken drüber. Der Prozess ist ja immer gleich. Man geht eh zusammen in die Sauna. Ich mache mich ja jedes Mal auch total nackig, denn ich habe ja meistens keine Beats fertig. Wir hören erst Samples durch und dann schaut man eben. Es kann ja immer auch sein, dass das am Ende kein geiler Beat wird. Dann muss man abbrechen und was anderes starten. Und für die Rapper ist das im Grunde genauso, ob man sich gut kennt oder nicht. Die sitzen da und müssen schnell was schreiben. Manche Leute können das voll gut, für die ist das gar kein Problem. Und für andere ist das voll der Stress.
Nimmst du denn irgendeine Art von Einfluss auf die Inhalte oder Texte? Das ist ja schon eine sehr besondere Situation, wenn man als Produzent eine eigene Platte veröffentlicht, aber alle Texte & nicht-musikalischen Inhalte von anderen Personen kommen.
Ich halte eigentlich nicht so viel davon den Leuten krass viel reinzureden. Obwohl ich das trotzdem häufig mache (lacht). Aber eigentlich will ich das nicht. Wenn ich eine Line nicht so geil finde, dann sage ich das auch mal. Aber sonst ist das deren Ding. Ich muss auch nicht unbedingt haben, dass mir der Rapper die ganze Zeit genau sagt, welche Presets ich benutzen soll. Das fände ich auch albern. Und jetzt in Bezug auf mein Tape habe ich das auch nicht gemacht, das sind einfach Sachen, die entstehen. Ich bekomme oft auch nicht mal mit, wer da was schreibt. Die sitzen hinter mir auf der Couch und plötzlich steht die Hook. So war das z.B. in der Session mit Nico und Longus Mongus. Oder Morten schreibt zum Beispiel gar nicht. Der geht einfach ans Mikrophon, hat die Hände auf den Knien und freestyled einfach Line für Line. Finde ich unfassbar faszinierend. Also ich würde auf jeden Fall niemals sagen, mach mal „so einen“ Song für mein Tape.
Was ist die Story zum Titel? Wie wurdest du zum Coach?
Als ich mit Mädness und Döll am Album „Ich und mein Bruder“ gearbeitet habe, fiel zum ersten Mal der Name „Der Coach“. Weil ich die Zwei immer getriezt habe mit „Komm Einen machen wir noch.“ Und das ist glaub ich auch so mein Ding, dieses „Einen machen wir noch“. Oder „Wir könnten in die Kneipe gehen oder im Studio noch einen Track machen.“ Deswegen habe ich, glaube ich, diesen Ruf. Und dann kam noch der Tag von Holy Modee. Ist auch bisschen albern, aber hat eben irgendwie gepasst. Und als ich angefangen habe diesen Tag für das Tape zu benutzen, hat das alles irgendwie Sinn gemacht. Und jetzt heißt es so.
Danke an Torky für das Interview – Wir feiern das Tape sehr, checkt das unbedingt aus! Hört euch „AKA DER COACH“ unten an oder bestellt euch hier direkt die 2LP. Uns wurde geflüstert, dass da dieses Jahr auch noch das ein oder andere spannende Release bei ihm ansteht. Also folgt ihm auf Instagram oder Spotify um nichts mehr zu verpassen!
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Fotocredit: Robert Winter