INTERVIEW: V.RAETER ZU „SUNDAY ON A MONDAY“

Produzent und Allround-Talent V.Raeter veröffentlicht Anfang März sein neues Album „Sunday On A Monday“ über Kabul Fire Records. Atmosphärisch irgendwo zwischen den ersten sonnigen Frühlingstagen und der Melancholie des Wochenanfangs, läuten die elf Instrumentaltracks der Platte die Post-Lockdown-Phase ein. Wir sprachen mit Martin aka V.Raeter im Interview über sein Schaffen im Allgemeinen, freie Montage, die Entstehung des Albums und die Zusammenarbeit mit Farhot.

 Du bist ja ein richtiges Multitool: du bist Produzent, DJ, aber auch Fotograf, Grafikdesigner und Illustrator. Oder wie würdest du selbst beschreiben, was du machst?

Genau, das mache ich alles und so würde ich das auch sagen. Es gibt Tage, an denen ich selbst verzweifle, und denke ich mache alles ein bisschen und nichts richtig. Aber so langsam akzeptiere ich, dass diese ganzen Sachen Teil von meinem persönlichen Puzzle sind.

Und wie teilt sich das in deinem Alltag auf? Oder läuft das nach Phasen?

Also ich mache weniger Musik als Grafikdesign, aber es ist auch phasenweise verteilt. Wenn wir auf Tour sind, dann ist eben ein Monat nur Musik im Vordergrund. Aber ich habe auch eine Festanstellung als Grafikdesigner, da arbeite ich drei Tage die Woche und habe dann vier Tage Zeit, andere Sachen zu machen. Die Musik ist manchmal ein Ausgleich, zu dem Arbeitsstress. Einfach mal ein bis zwei Stunden Platten auflegen ist super meditativ. Und auch umgekehrt. Wenn ich Musik machen muss, zeichne ich plötzlich ganz viel.

Also ist Musik mehr Arbeit als Hobby?

Ich habe das Privileg, alle meine Hobbies zum Beruf gemacht zu haben. Dann hat man immer Wochenende. Für immer im Stress (lacht). Aber im Ernst: Das ist alles schon ganz geil und ich bin voll dankbar dafür, dass das so ineinander fließt.

Das klingt ziemlich entspannt. Es kann ja auch stressig sein, wenn es zwischen Arbeit und Hobby keine Grenze gibt.

Ich habe schon auch stressige Phasen natürlich.  Aber man muss sich dann immer wieder vor Augen führen, dass nicht jeder Mensch die Möglichkeit hat, das zu machen. Es gehört ja auch Glück dazu, dass man die richtigen Leute kennenlernt, dass die Dinge sich fügen. Und man braucht einen langen Atem. Ich habe auch nicht immer Geld verdient mit den Sachen, die ich so mache. Jetzt läuft es gerade gut, aber es kann auch wieder andere Zeiten geben. Ich glaube wiederum nicht, dass ich dann aufhören würde zu zeichnen oder Musik zu machen. Die Sachen, die ich mache, habe ich nicht aus einem kommerziellen Aspekt gewählt. Selbstzufriedenheit ist mir letztlich wichtiger als mein Kontostand.

Was bedeutet der jetzt kommende Release für dich?

Dieses Projekt war besonders, weil ich zum ersten Mal mit einem Label zusammenarbeite, also Kabul Fire Records. Farhot selbst war auch ein wichtiger Part davon, der mir da gut in den Arsch getreten hat. Für mich war das superspannend, dass da jemand von außen ist, jemand Fremdes, der Interesse daran hat, der Feedback gibt – meistens Positives. Das hat dann erstaunlicherweise alles sehr gut geklappt und war für mich bei dem Projekt die vordergründige Erfahrung.

Kanntet ihr euch schon vorher – Farhot und du?

Wir sind uns mal begegnet und hatten auch schon mal geschrieben. Dann war ich in Hamburg und wir haben uns auf einen Kaffee getroffen, weil ich ihn eigentlich für einen Ecke Prenz-Remix anfragen wollte. Wir haben gequatscht und er fragt: „Hast du Beats dabei?“ Dann hat er in den Monaten danach immer mal wieder gefragt, was die Platte macht.  Irgendwann wurde klar, dass er Bock hätte, das zu veröffentlichen. Und es wurde konkret daran gearbeitet. Den Track mit ihm zusammenzumachen, war für mich auch eine neue Erfahrung und Herausforderung.

Wie und wann hast du denn dann mit den Tracks für die Platte angefangen?

Also meine Arbeitsweise ist die: Ich mach ganz lange keine Musik, aber wenn ich welche mache, dann habe ich meistens so einen Flow und es entstehen gleich mehrere Sachen. Dann läuft es. Und in diesem Fall war es auch so. Letzten Februar gab es zwei Wochen in denen überdimensional gutes Frühlingswetter war. Der Himmel war frei, die Sonne kam, es waren fast zwanzig Grad. Das ging auch einher mit irgendeinem Lockdown und das hieß: rausgehen, frische Luft schnappen, einfach diesen Winter hinter sich lassen und neue Hoffnung schöpfen. Das macht ja was mit dem Geist und mit den Gefühlen. Ich war mit Natureboy Flako spazieren, auch krasser Produzent und Musiker. Das war ein inspirierendes Gespräch und ich kam nach Hause: Fenster auf, der Vorhang flatterte, Frühlingsluft, Vogelgezwitscher. Staub aus der Wohnung ist durch den Lichtschein gewirbelt.  Das war das Bild, das ich im Kopf hatte. Und ich habe angefangen Musik zu machen und dabei ist der Grundstock für diese Platte entstanden.  Da sind dann so vier, fünf Tracks bei rumgekommen und die waren einfach rund, weil das Feeling gecatcht war. Dann ist länger nix passiert, es kamen immer wieder Nachfragen von Farhot. Und das war der Punkt, an dem es irgendwann Arbeit wurde. Es war mittlerweile schon Juli, und es hatten sich bei mir auch die Lebensumstände geändert. Deswegen ist für mein Gefühl der hintere Teil der Platte ein bisschen schwerer. Aber es passt trotzdem in dieses Sonntagsfeeling, das ja manchmal auch so eine Bitter-Süßlichkeit mitbringt. Wenn zwar Sonntag ist, aber einen im Laufe der Woche Stress erwartet.

Den Titel „Sunday on a Monday“ – hattest du ja schon für deine Twitch-Reihe benutzt.

Genau, da ist der Titel geboren. Ich hatte mit einem Kumpel überlegt, wie man das Bild von vorhin beschreiben, aber auch abstrahieren kann. Und ich habe auch Montags immer frei, der Montag ist also eigentlich mein Sonntag.

Du hast vorhin erwähnt, dass der gemeinsame Track mit Farhot eine Herausforderung für dich war?

Ja, genau. Das war auch der letzte Track den ich ausproduziert habe, weil es für mich nicht so leicht war, einen Umgang damit zu finden.  Also ich habe ihm Beat-Skizzen geschickt, dann hat er sich was ausgesucht und mir was zurückgeschickt. Das was er geschickt hatte, klang natürlich anders als der Rest der Platte. Ich musste erst mal den Mut finden, seine Arbeit meiner unterzuordnen, damit eben auch ein Track rauskommt, der aufs Album passt und nicht rausfällt. Habe da erst lange gezögert. Er fand das Ergebnis aber direkt nice, was mich auch überrascht hat. Selbstbewusstsein als Musiker, gerade neben jemandem wie Farhot, ist gar nicht so leicht. Um so stolzer und froher war ich dann, dass alles so funktioniert hat. Und zu merken, dass er meine künstlerische Haltung akzeptiert und auch cool findet. Beim Abmischen hat er sowas gesagt wie : „Ey, Martin das ist Kunst. Das ist keine Chart-Produktion, das ist deine Kunst. Die klingt so und das ist gut. Mach dir mal keinen Kopf.“ Das hat schon was mentorenhaftes auch für mich.

Machst du denn generell lieber alleine Musik? Oder gerne auch in Sessions mit anderen?

Also es gibt wenig Leute mit denen ich das gemacht habe – in einem Raum zu sitzen und Musik machen. Mit Breaque klappt das sehr gut. Wir respektieren und kennen uns halt sehr gut. Da ist das nicht so ein Problem. Ansonsten schick ich halt gerne was weg und bekomme was zurück. Eigentlich bin ich beim Musikmachen schon so ein Eigenbrötler. Ich spiele ja kein Instrument, das heißt ich lasse mich dann bei der Sample-Auswahl auch viel vom Moment leiten und weiß vorher nicht, was mit dem Sample passiert.  Und in diesem Arbeitsflow muss ich mich entspannen. Das ist natürlich eine andere Situation, wenn dir Leute über die Schulter schauen und du im Zugzwang bist.

Steht musikalisch schon was Konkretes an für die nähere Zukunft?

Konkrete Sachen gibt es noch nicht. Ich fahr im Juni nach New York, da plane ich auch Musik zu machen. Ich wage halt auch physische Releases, deswegen wird es noch etwas dauern, bis was Neues kommt.

„Sunday On A Monday“ erscheint am 04.03.2022.

Folgt V.Raeter hier, um nichts mehr von ihm zu verpassen. Die Platte vorbestellen könnt ihr hier. Und hier unten könnt ihr in die ersten Singles vom Album reinhören!

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Fotocredit: Robert Winter