Der griechische Beatmaker Drips Zacheer veröffentlicht heute sein neues Album „A Dive Into The Subconscious“ über das Berliner Label Ear-Sight. Der 25 Jährige Producer ist schon eine Weile kein Unbekannter mehr in der griechischen Lofi-Szene. Wir sprachen mit ihm im Interview über seine musikalischen Anfänge und natürlich über das neue Album!
Du machst ja schon eine ganze Weile Musik, hast auch schon einige Instrumental-Alben released. Wann und wie bist du zum Beatmaking gekommen?
Also es begann eigentlich 2011, als ich anfing Beats für eine befreundete Hip Hop-Crew in meiner Heimatstadt zu machen. Ich spielte da auch bereits Bass, und dachte – warum nicht einfach auch Beats machen und das mit dem Bassspielen kombinieren. Das war der Anfang. Danach bin ich nach Rethymno auf Kreta gezogen. Und traf George, einen Freund, der mich quasi in die Beat-Szene einführte. Er war schon Lofi-Hip Hop-Fan, in dieser Zeit hatte ich keine Ahnung, was Lofi eigentlich ist. Er hatte also eine ganz besondere Rolle in diesem Prozess.
Ah ok, kannst du mir etwas mehr über die Beat-/Produzentenszene in Griechenland erzählen?
Ich würde sagen die Beat-Szene hier fängt jetzt erst richtig an und beginnt gerade sich zu connecten. Vor einigen Jahren kannte ich zwei oder drei Beatmaker hier. Jetzt werden es immer mehr und wir fangen wir an uns miteinander zu vernetzen.
Vielleicht kurz auch dazu, wie du deine Beats machst, ich weiß, dass du viel mit Midi-Controllern arbeitest, aber du hast gerade ja auch erwähnt, dass du Bass spielst.
Ja, ich versuche, beides zu kombinieren. Also arbeite analog und digital. Aber im Moment habe ich nur eine E-Gitarre als Live-Instrument. Ich plane, mir weitere Instrumente zuzulegen. Aber meistens arbeite ich mit Ableton und meinem Midi-Controller. Und manchmal nehme ich Sachen mit meinem Mikrophon auf und sample sie.
Und du hast vorhin erwähnt, dass du angefangen hast, mit einer Rap-Crew zu arbeiten. Arbeitest du immer noch mit Rappern zusammen? Oder gar nicht mehr?
Nein, ich arbeite nicht mehr mit Rappern zusammen. Weil ich die Rapper in Griechenland nicht mag. (lacht) Ich weiß nicht. Ich habe einfach aufgehört das zu verfolgen.
Ich habe mich auch gefragt, wie deine Verbindung zur deutschen Musikszene ist? Du arbeitest ja mit dem Berliner Label Ear-Sight zusammen und digitalluc hat dein Album gemastert…
Ja, also mein Freund George, der mich auch dem Lofi-Hip Hop nähergebracht hat, war da bereits im Gespräch mit digitalluc. Wir haben 2016 dann in Berlin Urlaub gemacht und digitalluc dort auch getroffen. Und eineinhalb Jahre später hat er uns auf Kreta besucht. Wir haben uns also kennengelernt, sind Freunde geworden, haben ihn auch nochmal in Berlin besucht und er hat mich dann Hanno von Ear-Sight vorgestellt.
Lass uns mal ein bisschen näher zum Album kommen. Vielleicht kannst du mir ein bisschen was zum Prozess erzählen – wann hattest du die Idee und wie bist du da ran gegangen?
Also das war letztes Jahr. Eigentlich bin ich meine Lieblingstracks durchgegangen und habe versucht, Songs zu finden, die gut passen. Habe sie dann fertig bearbeitet und sie in die richtige Reihenfolge gebracht. Und danach habe ich erst versucht einen Titel zu finden. Ich wusste also vorher nicht, worum es auf dem Album geht oder gehen soll. Ich hatte den Sound, aber noch nicht die Bedeutung. Dann kam ich irgendwann auf den Albumtitel, und daraus wurde eben das hier.
Ok, das ist interessant. Ich durfte das Album ja schon hören und es klingt wirklich wie ein Konzeptalbum, super zusammenhängend. Und beim Durchhören hatte ich ein bisschen das Gefühl, als würde ich gerade eine Traumreise machen. Einerseits weil es insgesamt sehr verträumt, warm, teilweise melancholisch ist, aber auch weil es sich eben sehr connected anfühlt. Die Tracks unterscheiden sich natürlich und ändern auch die Stimmung, aber trotzdem klingt es sehr verbunden. Es ist also sehr interessant zu hören, dass du die Tracks für das Album nicht dafür geschrieben hast, sondern eigentlich ganz unterschiedliche Beats & Songs zusammengesucht hast. Ich hätte auf jeden Fall etwas anderes erwartet. Kannst du denn den Gedanken der Traumreise nachvollziehen?
Auf jeden Fall. Es sind ja auch vor allem sehr sentimentale Songs, die eben auch gut zusammenpassen. Und für mich auch sehr persönliche Songs. Aber es ist auch klar, dass andere Leute sie dann trotzdem mit ihren eigenen Erinnerungen und Erfahrungen verbinden. Also die Tracks dazu einladen, das zu tun.
Du hast hauptsächlich im Jahr 2020 an dem Album gearbeitet, richtig? Hatte die Corona-Pandemie und die besondere Situation im letzten Jahr einen großen Einfluss auf deine Arbeitsweise?
Nein, nicht wirklich. Oder naja, vielleicht, dass ich gezwungenermaßen eine Pause gemacht habe vom Musikmachen und Produzieren. Ich steckte da gerade in einem Drumpattern, aber auch einem Arbeitsmuster fest, das ich eigentlich nicht mehr mochte. Ich war davon gelangweilt. Daher war es wichtig, diese Pause zu haben. Corona war also vielleicht doch ein Einfluss, den ich erst im Nachhinein realisiert habe. Jetzt mache ich wieder bewusster Beats.
Auch wenn es inhaltlich keinen wirklichen Einfluss hatte, passt das Album wirklich gut in diese Zeit. Das öffentliche Leben ist ja super eingeschränkt und man zieht sich mehr ins Private zurück und beschäftigt sich viel mehr mit sich selbst und dem, was in einem vorgeht, als mit dem, was draußen passiert.
Ja, genau. Es war ein wirklich gutes Timing. (lacht)
Mir ist aufgefallen, dass du verschiedene Sprachsamples verwendest auf der Platte. Ich finde das bei Instrumental-Alben immer spannend. Kannst du mir da was zu den Hintergründen erzählen? Z.B. dem Sample in Bioluminescence?
Genau. Ich habe einige Voice-Samples von Sun Ra und von Carl Sagan eingebaut. Das Bioluminescence-Sample ist von Sun Ra, aus einem seiner Filme. Ich liebe seine Mentalität und was er über die Welt denkt. Das passte sehr gut in diesen Track. Und ich mag auch Carl Sagan sehr. Er hat viel über den Weltraum und die Natur gesprochen. Und über die Erforschung neuer Welten. Sie haben beide sowieso viel über den Weltraum erzählt und das finde ich super spannend. Also sie sind beide große Einflüsse für mich.
Cool, interessant. Das passt sehr gut zu der Idee des Albums. Vielleicht können wir auch noch kurz über das Artwork sprechen. Ein sehr besonderes Coverdesign von der Berliner Künstlerin und Illustratorin Rahel Süßkind – sehr bunt und verspielt, auch ein bisschen verrückt. Mir gefällt es sehr gut. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Puh, also ich liebe ihre Arbeit seit 2016. Als ich da zum ersten Mal ihre Kunstwerke sah, habe ich mich direkt in ihren Stil verliebt. Und habe mir gesagt – ich will auch so ein Artwork. Und jetzt wurde der Traum wahr. Das Beste daran war, dass wir ihr keine Anweisungen oder so gegeben haben. Es kam alles ganz von selbst. Sie hörte sich das Album an und zeichnete das Artwork. Das Ergebnis war der Wahnsinn. Ich bin sehr glücklich damit. Und es passt perfekt.
Ja, total. Hast du Pläne für dieses Jahr? Oder wirst du dich erst mal ein bisschen auf dem Release ausruhen?
Naja, ich denke, ich werde versuchen, meinen Sound weiterzuentwickeln und an neuen Projekten arbeiten. Auch wenn sie nicht rauskommen. Auf jeden Fall weiter Beats machen.
(Anmerkung: Das Interview wurde ursprünglich auf Englisch geführt und im Nachhinein übersetzt.)
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