LORD: „Meine Mom sagt mir oft, ich soll nicht über Drogen rappen“ (Interview)

LORD ist ein Münchener, der einen Mix aus Trap, Cloud und Battlerap macht. Er erzählt uns im exklusiven Rapblokk-Interview unter Anderem, wie er zur Musik kam, was das beste Album der Welt ist und das ein neues von ihm ins Haus steht.

 

Stell dich doch zuerst einmal vor und beschreibe die Musik, die du machst

Mein Name ist Lewis, ich bin 19 Jahre alt und komme aus München.
Meine Musik ist schwierig in Worte zu fassen. Ich würde sie am Ehesten als instinktiv beschreiben. Ich produziere, schreibe und performe nach Gefühl. Wenn es um das Genre geht, würde ich es als einen Mix aus Trap, Cloud und Battlerap und dem Gegenstück zu Pop beschreiben.

Höre ich da eine leichte Antipathie für Pop-Musik heraus?

Naja, ich entscheide mich da für keine Seite. Ich integriere Pop-Akzente in raue Beats. Ich will, wie jeder Künstler, etwas Eigenes schaffen, da sind natürlich Einflüsse von Außen immer dabei.

Eigen ist dein Sound. Du machst seit sechs Jahren Musik, wie und woraus hat sich der Lord, den wir jetzt kennen, entwickelt?

Ich habe, anders als die meisten Rapper, nicht mit Hip Hop angefangen.
Mit 13 habe ich mir beigebracht Gitarre zu spielen und auf englisch Lieder zu schreiben. Rock-Songs.
Ich nutzte das als Ventil für all die Probleme und Gedanken, welche in meiner kleinen Welt existierten.
Ich habe dann schnell Glück gehabt und wurde von einem recht erfahrenen Produzenten entdeckt, der mit mir 2 Jahre an einem Rock-Album gearbeitet hat.
Ich werde nie vergessen, wie ich das erste mal in das große Studio betreten habe – das war für mich wie ein Traum!
Mit 15 hat sich dann viel in meinem Leben verändert, so dass die Rockmusik mir kein Ventil mehr ermöglichte. Es zog mich zu Rap und im Grunde hat es so angefangen.
Ein iPad, ein Block und recht viel neue Emotionen.
Mittlerweile gehe ich natürlich anders an meine Werke heran.

Wie gehst du denn jetzt daran? Wie entsteht ein Lord-Song?

Ich hab zum Glück die Zeit und die Möglichkeiten, meine Beats selbst zu bauen.
99% aller Songs produziere ich nachts. Ich sitze da, rauche und reflektiere das Vergangene.
Dann setze ich mich ans Klavier und spiele das, was mich überkommt. Ich suche Instrumente, die meinen Stimmungen ähneln und schreibe dann ohne groß nachzudenken. Es ist ein Ventil, das eins zu eins mein aktuelles Gefühl auf mein Iphone überträgt. Ab und zu kann ich mir selbst nicht erklären, woher ich meine Sätze nehme…
Das Nachdenken passiert dann meist an den Tagen danach. Ich bin mittlerweile sehr kritisch was meine Musik angeht und versuche mich jeden Tag zu verbessern. So war das immer…

Und das hast du dir alles selbst beigebracht?

Das Meiste. Viele Vorgänge wurden mir im Studio anfangs erklärt, da ich mich allerdings mitlerweile selbst produziere, mache ichs auf meine Art.

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Nachdem du dich entschieden hast, auf Rap umzusteigen, wie hat sich deine Musik entwickelt? Oder hast du direkt deinen Sound gefunden?

Ich hab damals meine Sachen auf jeden Fall anders gemacht. Ich hab zum Beispiel meine Beats auf dem IPad gebaut, nur mit Samples von Instrumenten, die ich eingespielt habe. Mittlerweile mach ich das nur noch selten und benutze auch Synthesizer und all das, einfach der Vielfältigkeit und der Energie wegen.
Das war jetzt schon ein relativ langer Weg, bis ich zum „Lord“ wurde.  Zum Beispiel hab ich bis letzten Sommer in keinem meiner Tracks, bis vielleicht auf winzige Ausnahmen kein einziges Schimpfwort benutzt. Letzten September hab ich mit einem Bekannten eine EP gemacht, die leider nie releast wurde, weil wir uns dann zerstritten hatten und das alles nicht so perfekt lief… Jedenfalls haben wir da einfach nur gesagt, dass wir ein bisschen rumflexen, ein bisschen rappen wollen und das hat mir dann sehr gut getan und aus dieser Mood heraus entstand dann mein Lord-Mixtape. Ab da an würde ich sagen, konnte man die Richtung erahnen, wohin die Sache geht, musikalisch wie auch in allen anderen Beziehungen.

Denkst du, du hast damit jetzt erst einmal deine Richtung gefunden oder kommen da noch ein paar Namensänderungen (Lord nannte sich bereits Bloue, Lord Bloue,  G.A.Z. und Lewis Bloue, Anm. d. Verf.) ?

Also ich hab mir immer nur viele Gedanken über das gemacht, was ich gerade mache und immer sehr wenig über das, was ich vorhabe oder wie ich nach Außen wirken soll. Momentan bin ich in dieser Lord-Rolle und fühle mich da mega wohl, das ist absolut genau das, was ich wollte. Klar, ich Ecke mal hier und dort an, aber im Endeffekt gibt es Leute, die mich feiern, oder es gibt Leute, die mich brutal abhaten. Ein Zwischending gibt es nicht und das ist für mich eine sehr große Bestätigung. Ich hab nicht vor, in einem halben Jahr Pop-Platten zu schreiben, ich hab nicht vor, in einem Dreivierteljahr ein Orchester auf der Stage zu haben, ich hab letztendlich nur vor, Musik zu machen. Dieser düstere Sound gerade, das passt zu mir, das ist mein Ding und das ist auch das, was ich irgendwo ganz gut kann. Ich bin zwar noch nicht im Endprozess, aber ich denke, ich befinde mich auf einem ganz guten Weg und was man jetzt von mir sieht, wird man auch noch in ein paar Jahren von mir sehen. Ich bedenke auch mittlerweile meine Moves so weit, dass ich die in zwei Jahren nicht mehr peinlich finde.
Also ich denke, ich bleibe erstmal auf der Schiene, auf der ich mich gerade befinde, werd mich wie jeder natürlich weiterentwickeln, aber ich fühle mich im Moment unglaublich wohl. Egal, wer sagt, dass Lord ein schwuler Spast in Skinny Jeans ist, der nicht rappen kann. Er hat mein Video gesehen, sonst wüsste er nicht, dass ich Skinny Jeans trag, dikka (lacht).

Und was für ein Feedback zu deiner Musik bekommst du von deinem Umfeld?

Also es gibt viele, die keinen wirklichen Plan haben, von dem was ich mache… Meine Mom sagt mir oft, ich soll nicht so viel über Drogen rappen (lacht). Mein Dad hat halt nicht so viel mit Rap am Hut, aber sonst finden das die Meisten ziemlich cool, haben sich auch alle gefreut, dass ich das Feature mit Puzzle bekommen habe. Meinen engsten Freunden spiele ich auch oft noch unfertige Tracks vor, von denen werde ich dann auch oft sehr hart kritisiert, aber das ist perfekt. Es bringt mir ja nichts, wenn jeder sagt, was er gut fand, wenn der Rest eben scheiße war und ich das nach 20 Stunden nur nicht mehr sehe.

Du hast das Puzzle-Feature angesprochen. Wie ist es denn dazu gekommen?

Das Ganze war ziemlich spontan. Eigentlich habe ich ihm nur eine Frage auf Instagram gestellt, aber er war irgendwie ziemlich angepisst und hat auch sehr unfreundlich geantwortet. Und ich hab dann halt gesagt „Hey Dikka, sei doch nicht so unfreundlich. Was ist denn das? Und ich habe sowieso noch eine Frage für dich“ und er hat sich entschuldigt und gefragt, was das für eine Frage sei. Ich hab dann den Wunsch nach einem Feature geäußert. Er hatte mir auf Rapify nämlich auf meinen Song Zeus mal einen Like gegeben und nachdem ich ihm das zurück ins Gedächtnis gerufen habe, fand er die Idee gut und ich hab ihm einen Beat geschickt, in den Puzzle sich dann direkt verliebt hat. So kam das zustande… Er ist auch ein korrekter Typ, nur wie ich ein bisschen faded im Kopf (lacht).

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Stehen noch weitere Features aus? Was wär dein Traum-Feature?

Es stehen schon noch ein paar Features ins Haus, auch mit bekannteren Gesichtern, aber dem will ich noch nichts vorwegnehmen, es kann alles passieren.
Und zu den Traum-Features kann ich so nichts sagen, natürlich könnte ich wie jeder jetzt Eminem nennen, aber das wär doch Quatsch. Frag mich das nochmal in zwei Jahren, dann mach ich mir da ein paar Gedanken zu.

Und welche Alben haben dich und deine Musik am meisten geprägt?

Das Allererste Album, was mich richtig geprägt hat, das müsste Minutes To Midnight von Linkin Park gewesen sein. Die Fort Minor-Platte fand ich auch extrem stark, aber das heftigste Album in meinen Augen, was je geschrieben wurde, ist XOXO von Casper. Das hat mich so übertrieben beeindruckt, es war durch die Bank weg so unglaublich gut. Nirgendwer von Kidd (Sierra Kidd, Anm. d. Verf.) fand ich auch gut, hat mich auch eine Zeit lang sehr begleitet, aber sonst… Ach natärlich, ich bin so ein Idiot (lacht) If You’re Reading This It“s Too Late von Drake ist soo krass, Now & Forever ist der beste Song überhaupt.

Das klingt, als ständest du dem Rap-Game generell sehr offen gegenüber. Gibt es etwas, was du darin gar nicht feierst?

Also klar gibt es Rapper, die ich jetzt nicht so feiere, zum Beispiel Kayef, Kay One oder alle anderen mit Kay (lacht). Fler ist ist für mich kein Thema mehr, der hatte seinen Hype, bekommt seine Line auf dem Album und dann ist auch gut.

Auf dem Album? Heißt das, uns steht ein Album bevor?

Ich schreibe gerade ein Album, ja. Das wird voraussichtlich Ende des Jahres erscheinen, aber viel mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich noch zu sehr in der Mache bin und ich nichts vorweg nehmen will. Ich weiß auch noch nicht,, ob ich mir vielleicht ein Label suche. Sagen wir’s so: Das ganze Lord-Ding steht noch in den Babyschuhen. Ich freue mich auf das, was kommt.

Das ist doch das perfekte Schlusswort. Noch etwas, was du unbedingt loswerden möchtest?

Vielen Dank, es war mir ein innerliches Blumenpfücken.
Taked nicht zu viele Drugs, Kiddies!

 

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