Your Favourites in 2020 mit Till Wilhelm

In unserem Jahresrückblick werden Artists & Personen aus der Musikbranche nach ihren ganz persönlichen Highlights aus dem Jahr 2020 gefragt. Was wurde am meisten gehört? Was waren die Lieblingsreleases? Wer hat ein neues Corona-Hobby? Das erfahrt ihr hier, ab sofort den gesamten Dezember lang!

Heute haben wir Till Wilhelm zu Gast. Seines Zeichens Kulturjournalist und Lieblingsfotograf eurer Lieblingskünstler und Lieblingsmenschen. Im Gespräch lässt er das fast vergangene Jahr Revue passieren, um uns von seinen musikalischen Empfehlungen und Neuentdeckungen zu berichten. Wenn ihr wissen möchtet, über was Till regelmäßig schreibt, dann findet ihr hier eine Auflistung seiner Arbeiten.

…meistgehörter Artist – national

Haftbefehl / Argonautiks

Auf Spotify höre ich vorwiegend zuhause Singles, auf Apple Music unterwegs Alben. Dementsprechend ist Haftbefehl auf ersterer Plattform meistgehört, denn ich habe eine Hausarbeit über Russisch Roulette geschrieben. Das Argonautiks-Album »Trauben über Gold« hat mir durch einige Tage im kalten Berlin der Lohnarbeit geholfen, perfekt für Frust und Müdigkeit.

…meistgehörter Artist – international

Action Bronson / Mac Miller

Action Bronson auf Spotify – Wohl auch, weil ich mich intensiv auf das Interview mit dem US-Rapper vorbereitet habe, das beim HHV Mag erschien. Und im Jahr 2 nach Mac Miller habe ich wohl auf Apple Music nochmal regelmäßig den gesamten Katalog gehört. Letztens habe ich im Fitnessstudio fast geweint, weil dort stummgeschaltet das Video zu »Dang« lief – Du fehlst, Malcolm.

…Neuentdeckung

Das ist wahnsinnig schwierig. Nur auf Spotify und Apple Music kamen dieses Jahr bereits über 1.000 Stunden zusammen, in denen ich Musik gehört habe. Über 1.500 Künstler:innen habe ich wohl gelauscht. Artists, die ich 2020 für mich entdeckt und extensiv gehört habe, sind: Baby Keem, Audrey Nuna, AG Club, Beam, Chlobocop, RMR, grouptherapy., [sLUms], Jahmed, und und und. Wer das wahre Ausmaß der Psychose begreifen will, sollte versuchen, sich in dieser Playlist zurechtzufinden:

…Top 3 Singles

Jockstrap feat. Injury Reserve – Robert

Jakepot & Gianni Suave – Newcomer Forever

Remi Wolf – Monte Carlo

Zugegeben sehr schwierige Kategorie bei der Masse an guter Musik, die in der Bandbreite erscheint. »Robert« ist ein Track für den täglichen Kopffick, ein Monster von einem Beat und eine Songstruktur, die ihresgleichen sucht. Jakepot und Gianni Suave haben den sympathischsten Deutschrap-Track des Jahres gemacht und zeigen vor allem, dass es ja doch geht mit der Einheit von Dopeness und Haltung. Und »Monte Carlo« macht mir einfach extraordinär gute Laune.

 …Top 3 Veröffentlichungen (Alben / EP’s / Mixtape)

Zugezogen Maskulin – 10 Jahre Abfuck

Haiyti – influencer

Funkvater Frank & Lugatti & 9ine – Tempo EP

Mir ist der Hate gegen Zugezogen Maskulin völlig egal. Die beiden haben für mich das Album des Jahres abgeliefert, Punkt. Haiytis »influencer« reiht einen Hit an den nächsten – Und auch, wenn ihr der Mainstream-Erfolg weiterhin verwehrt bleibt, ist sie wohl die beste Intuitionskünstlerin, die diese Szene zu bieten hat. Und Funkvater Franks Beats haben »Tempo« zu dem wohl kurzweiligsten Projekt 2020 gemacht, auf dem auch Lugatti & 9ine zu Bestform auflaufen.

…Podcast

ALL GOOD

Ich gebe zu: Ich höre viel zu wenige Podcasts. Ich kann mich gar nicht so lange konzentrieren. Oder schlafe sofort ein. Ich finde das nicht aus Prinzip scheiße, einige meiner besten Freund:innen haben Podcasts. Zum Beispiel mein Vorbild und ALL GOOD-Ziehvater Jan Wehn, der einfach sehr gut recherchiert und damit jedes Gespräch interessant macht.

…Film

In Berlin wächst kein Orangenbaum

Da bin ich noch schlimmer als bei Podcasts. Ich studiere zwar Filmwissenschaft, aber dies war der einzige Film, den ich 2020 im Kino gesehen habe. Fand ich gut. Shoutout Juri Sternburg, der das Drehbuch geschrieben hat. Bestimmt gab es auch andere tolle Filme, ich habe sie bloß nicht gesehen. Schande über mein Haupt.

 …Serie

HipHop Evolution

Auch neue Serien habe ich kaum geschaut in diesem Jahr. Zu meiner Entschuldigung: Nach meinem Arbeitstag schaue ich am liebsten Fußball, weil ich dann gar nicht mehr denken muss. Die diesjährig erschienene vierte Staffel der hier genannten Serie hat mir allerdings so gut gefallen, dass ich dann auch noch die ersten drei nachgeholt habe. Each One Teach One!

…neues Hobby durch Corona

Gibt es nicht, aber andere Errungenschaften: Neben festen Homeoffice-Arbeitszeiten (9:00-18:00) und einem gesunden Schlafrhythmus (23:00-8:00) habe ich mir angewöhnt, meinem Körper Wasser zuzuführen. Ich fühle mich zwar nicht gesünder dadurch, aber meine Ehefrau macht sich weniger Sorgen. Und das ist wohl das Wichtigste im Leben.